Selfpublishing-Checkliste: Was Sie vor dem Druck Ihres Buches prüfen sollten
von Mila Hua – Lektorat & Textservice
Wenn ein Buch entsteht, fließt mehr als nur Zeit und Kreativität hinein – oft steckt ein Teil Ihrer Geschichte, Ihrer Leidenschaft oder Ihres Fachwissens darin. Als Lektorin begleite ich seit vielen Jahren Autorinnen und Autoren auf dem Weg zur Veröffentlichung. Ich weiß, wie überwältigend die letzten Schritte vor dem Druck sein können – so viele Details, so viele Entscheidungen. Und vor allem: so viele Fragen.
Diese Checkliste habe ich zusammengestellt, um Ihnen genau in dieser Phase eine praktische und verlässliche Orientierung zu geben. Sie richtet sich an alle, die ihr Buch im Selfpublishing herausbringen wollen – ob Romandebüt, Ratgeber oder Herzensprojekt. Sie finden darin die wichtigsten Punkte, die Sie vor dem Veröffentlichen unbedingt prüfen sollten: inhaltlich, sprachlich, formal, rechtlich – und natürlich auch aus Sicht Ihrer zukünftigen Leser:innen.
Denn ein gutes Buch verdient es, auch professionell zu erscheinen – bis ins letzte Komma. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen: Ich bin gerne für Sie da.
Ihre
Mila Hua
Lektorin & Textcoachin aus Berlin
Einleitung
Ein Buch zu schreiben ist ein großer Schritt – es zu veröffentlichen ein noch größerer. Wer den Weg des Selfpublishings wählt, übernimmt Verantwortung für jeden einzelnen Aspekt der Buchveröffentlichung: vom Inhalt über das Layout bis hin zur rechtlichen Absicherung. Dabei kann man leicht den Überblick verlieren. Diese Checkliste soll Ihnen helfen, strukturiert und mit klarem Blick an die letzte Phase Ihres Buchprojekts heranzugehen – damit Sie am Ende mit Stolz sagen können: „Dieses Buch ist bereit für die Welt.“
1. Inhaltliche Prüfung Ihres Manuskripts
Bevor Sie überhaupt an Formatierung, Covergestaltung oder Verkaufsplattformen denken, steht das Manuskript selbst im Mittelpunkt. Es ist das Herzstück Ihres Buches – und sollte inhaltlich wie stilistisch überzeugen.
Logik und Nachvollziehbarkeit
Verläuft die Handlung stimmig? Gibt es Szenen oder Entwicklungen, die beim Lesen Fragen aufwerfen oder unlogisch wirken? Gerade bei komplexeren Plots oder Sachtexten lohnt es sich, jedes Kapitel auf Konsistenz zu prüfen.
Figurenentwicklung
Sind Ihre Charaktere glaubwürdig, vielschichtig und entwickeln sie sich im Laufe der Handlung weiter? Oder bleiben sie blass und statisch? Auch Nebenfiguren verdienen Aufmerksamkeit, wenn sie zur Geschichte beitragen.
Zeitstruktur und Perspektive
Erzählen Sie stringent in einer Zeitform oder springen Sie zwischen Rückblenden und Gegenwart? Solche Wechsel sollten stets nachvollziehbar und bewusst eingesetzt werden. Gleiches gilt für den Perspektivwechsel: Wer erzählt? Und wann?
Sprachstil
Passt der Tonfall zum Genre? Sachbücher verlangen eine andere Sprache als Romane oder Lyrik. Achten Sie auf Redundanzen, Füllwörter, überflüssige Adjektive oder einen zu technischen Jargon. Weniger ist oft mehr – Klarheit wirkt stärker als Effekthascherei.
2. Sprachliche Qualität – wenn der Dativ dem Genitiv die Tür aufhält
Ein gutes Buch lebt nicht nur von der Geschichte, sondern auch von der Sprache. Selbst ein spannender Plot verliert an Wirkung, wenn der Text holpert oder voller Stolpersteine steckt.
Rechtschreibung & Grammatik
Auch wenn Programme wie die Duden-Korrektur oder Word hilfreich sind – sie ersetzen kein menschliches Auge. Achten Sie auf klassische Stolperfallen wie „seid“ vs. „seit“, „das“ vs. „dass“ oder den legendären Apostroph, der sich gerne in „CD’s“ verirrt.
Zeichensetzung
Kommas können Leben retten. Oder zumindest den Sinn eines Satzes: „Wir essen, Opa!“ statt „Wir essen Opa!“ Prüfen Sie also, ob Infinitivgruppen, Relativsätze und direkte Rede korrekt gesetzt sind. Wenn Sie hier schwimmen – keine Sorge, dafür gibt’s Lektorate.
Konsistenz
Schreibt Ihre Hauptfigur einmal „E-Mail“ und später „email“? Ist „Herr Schneider“ manchmal auch nur „der Typ“? Einheitlichkeit schafft Klarheit – auch beim Stil, bei Namen, Orten, Begriffen oder Zeitformen.
Sprachliche Eigenheiten
Jeder Text hat seine Eigenheiten – das ist gut so. Achten Sie aber darauf, dass Wortwiederholungen, Fachbegriffe oder regionale Ausdrücke nicht zur Stolperfalle werden. Leser:innen wollen nicht ins Wörterbuch greifen müssen, um zu verstehen, was Sie meinen.
3. Formalitäten im Text – wo das Auge mitliest
Auch die rein optischen und strukturellen Elemente eines Textes haben großen Einfluss auf das Leseerlebnis – und oft genug schleichen sich gerade hier viele kleine, aber entscheidende Fehler ein.
Kapitelstruktur
Beginnen alle Kapitel auf einer neuen Seite? Gibt es ein einheitliches Muster (z. B. Kapitelüberschrift fett, zentriert, Abstand danach)? Solche „kleinen“ Fragen sorgen für ein deutlich professionelleres Gesamtbild – besonders im Print.
Absätze und Einzüge
Ist der Text übersichtlich gegliedert? Absätze erleichtern das Lesen und sorgen für visuelle Atempausen. Einzug oder nicht? Beides geht – aber bitte nicht beides abwechselnd.
Hervorhebungen
Kursiv, fett oder gar UNTERSTRICHEN? Hier gilt: Weniger ist mehr. Stilmittel verlieren ihre Wirkung, wenn sie inflationär eingesetzt werden – wie Ausrufezeichen!!!
Fußnoten, Anmerkungen, Quellen
Wenn Sie mit Verweisen oder Zitaten arbeiten: Sind alle sauber belegt? Einheitliches Zitierformat? Fußnoten nicht durcheinander geraten? Ein einmal korrekt eingerichtetes Fußnotensystem ist wie ein gut gelaunter Butler – dezent im Hintergrund, aber absolut verlässlich.
4. Layout & Formatierung – wenn der Text zum Kleid wird
Ein guter Text verdient ein passendes Gewand. Beim Selfpublishing tragen Sie als Autor:in selbst die Verantwortung für Layout und Formatierung – eine Aufgabe, die unterschätzt wird. Denn auch hier gilt: Der erste Eindruck zählt, und zwar auf jeder einzelnen Seite.
Normseite oder individuelles Layout?
Die klassische Normseite (30 Zeilen à 60 Zeichen, Times New Roman, 12pt, 1,5-zeilig, linksbündig) ist ideal für Lektorat und Korrektorat. Für den Druck ist sie aber nur bedingt geeignet – hier braucht es ein ansprechenderes Layout.
Zeilenabstand, Absätze, Seitenränder
Zu enger Text wirkt überladen, zu viel Weißraum verschenkt Platz. Ein 1,5-zeiliger Abstand, saubere Absätze und harmonische Ränder schaffen Struktur. Denken Sie daran: Layout ist nicht nur Design, sondern auch Funktion.
Schriftarten – bitte keine Experimente
Comic Sans, Papyrus oder dreizeilige Schnörkelschriften mögen am Bildschirm „individuell“ wirken – im Buchsatz eher nicht. Setzen Sie auf klare, gut lesbare Schriften wie Garamond, Minion Pro oder die gute alte Times New Roman. Und bitte: Einheitlich bleiben.
Silbentrennung & Flattersatz
Automatische Silbentrennung verhindert unschöne Lücken im Blocksatz. Flattersatz (linksbündig) ist fürs E-Book oft leserfreundlicher. Prüfen Sie, wie Ihr Text auf verschiedenen Geräten aussieht – was auf dem Laptop schön ist, kann auf dem E-Reader ein Albtraum sein.
Bilder, Grafiken, Tabellen
Wenn Sie mit visuellen Elementen arbeiten: Haben Sie die Bildrechte? Ist die Auflösung hoch genug (300 dpi für den Druck)? Passt der Stil zur Tonalität des Textes? Und sehen diese Elemente auch in Schwarz-Weiß gut aus, falls jemand ein preiswertes Printformat wählt?
5. Rechtliches & Impressum – besser vorbereitet als abgemahnt
Auch wenn es unbequem klingt: Wer ein Buch veröffentlicht, wird zum Herausgeber – mit allen damit verbundenen Pflichten. Gerade im Selfpublishing gilt: Was ein Verlag sonst für Sie erledigt, liegt jetzt in Ihrer Hand. Aber keine Sorge: Ein paar klare Regeln helfen schon viel weiter.
Impressumspflicht
Ein Impressum ist Pflicht – auch im Selfpublishing. Es gehört ins Buch (meist vorne oder hinten) und muss enthalten:
- Ihren vollständigen Namen
- Ihre Adresse (kein Postfach!)
- ISBN (falls vorhanden)
- ggf. Verlag oder Selfpublishing-Plattform
- ggf. Verantwortlichkeit für Layout, Lektorat, Cover
Tipp: Wenn Sie Ihre private Adresse nicht veröffentlichen möchten, nutzen Sie eine ladungsfähige Geschäftsadresse (z. B. über einen Büroservice).
ISBN – muss das sein?
Nein – aber es hilft. Eine ISBN (Internationale Standardbuchnummer) macht Ihr Buch auffindbar und verkäuflich im Handel. Plattformen wie BoD, epubli oder Amazon KDP bieten ISBNs mit an. Alternativ können Sie selbst eine beantragen (kostet in Deutschland ca. 90 € pro Nummer).
Urheberrecht & Nutzungsrechte
Zitieren Sie korrekt. Verwenden Sie keine Texte oder Bilder ohne Erlaubnis – auch nicht „nur kurz“ oder „nur im Internet gefunden“. Bei Unsicherheiten lieber weglassen oder nachfragen. Im Zweifelsfall gilt: Alles, was nicht selbst erstellt oder ausdrücklich freigegeben ist, gehört nicht ins Buch.
Bildrechte & Grafiken
Stockfotos, Illustrationen oder Tabellen aus Fachquellen? Prüfen Sie die Lizenz – viele Plattformen verlangen Nennung der Quelle oder schränken die kommerzielle Nutzung ein.
Markennamen & Produktnennungen
Auch fiktive Texte unterliegen rechtlichen Rahmenbedingungen. Wenn Ihre Hauptfigur ständig Markenprodukte benutzt – oder eine Firma negativ dargestellt wird – kann das rechtliche Folgen haben. Ein Satz wie „Alle erwähnten Marken sind Eigentum ihrer jeweiligen Inhaber“ ist kein Freifahrtschein, hilft aber.
6. Paratext & Zusatzmaterial – was Ihr Buch komplett macht
Zwischen Cover und letzter Seite liegt mehr als nur Ihr Text. Der sogenannte Paratext – also alles Drumherum – prägt das Erscheinungsbild Ihres Buches maßgeblich. Gerade hier zeigen sich Professionalität, Stilgefühl und Leser:innenfreundlichkeit.
Titel und Untertitel
Der Titel ist die Visitenkarte Ihres Buches. Ist er prägnant, einprägsam und zum Genre passend? Ein guter Titel sagt nicht alles – aber genau genug, um neugierig zu machen. Untertitel helfen dabei, vor allem bei Sachbüchern.
Klappentext
Der Klappentext ist wie ein Verkaufsgespräch auf dem Buchrücken. Kurz, knackig, spannend – aber ohne zu viel zu verraten. Vermeiden Sie Spoiler, Bandwurmsätze oder Worthülsen wie „eine fesselnde Geschichte über das Leben, die Liebe und den Rest der Welt“.
Autorenbiografie
Ein sympathisches, persönliches Kurzporträt kann Leser:innen binden – besonders bei Debütromanen. Was macht Sie als Autor:in aus? Was schreiben Sie – und warum? Ein professionelles, freundliches Foto wirkt Wunder.
Vorwort, Nachwort, Danksagung
Diese Abschnitte bieten Raum für persönliche Worte, Hintergrundinfos oder eine Widmung. Wenn Sie möchten, dürfen Sie hier gern ein wenig emotionaler werden – oder humorvoll. Hauptsache, es bleibt authentisch.
Quellenverzeichnis oder Literaturhinweise
Bei Sachbüchern oder Romanen mit historischem Hintergrund ist es sinnvoll (und seriös), verwendete Quellen zu nennen. Das zeigt nicht nur Transparenz, sondern auch Ihre Sorgfalt beim Schreiben.
7. Buchsatz & finale Kontrolle – der letzte Schliff
Jetzt ist Ihr Manuskript fast bereit für die Welt – aber bevor Sie es veröffentlichen, kommt noch die letzte, oft unterschätzte Etappe: der Feinschliff. Hier entscheidet sich, ob Ihr Buch professionell wirkt oder wie ein Schnellschuss.
Print und E-Book sind nicht gleich
Ein druckfertiges PDF ist nicht automatisch ein gutes E-Book. Achten Sie darauf, beide Formate separat zu prüfen – E-Book-Reader stellen Inhalte oft anders dar. Testen Sie Ihr E-Book auf verschiedenen Geräten, bevor Sie es freigeben.
Probedruck
Lassen Sie unbedingt ein Exemplar drucken (z. B. über BoD, epubli, KDP) und prüfen Sie es gründlich. Gibt es unsaubere Seitenumbrüche, falsche Silbentrennungen oder verschwommene Bilder? Solche Fehler lassen sich im finalen PDF oft schnell beheben.
Metadaten & Suchmaschinenfreundlichkeit
Titel, Untertitel, Schlagwörter, Buchbeschreibung – alles, was auf Verkaufsplattformen angezeigt wird, sollte sorgfältig formuliert und geprüft sein. Diese Infos beeinflussen nicht nur die Kaufentscheidung, sondern auch die Sichtbarkeit Ihres Buchs.
Feedback nutzen
Wenn möglich, lassen Sie Testleser:innen einen letzten Blick auf das fertige Werk werfen. Frischer Input kann helfen, kleine, aber entscheidende Details zu verbessern – und Ihnen Sicherheit geben.
8. Vertrieb & Veröffentlichung – Ihr Buch auf dem Weg in die Welt
Der Moment der Veröffentlichung ist magisch – aber auch organisatorisch anspruchsvoll. Denken Sie dabei nicht nur an den „Veröffentlichen“-Button, sondern an alles drumherum.
Plattformwahl
Amazon KDP, BoD, epubli, Tolino Media – jede Plattform hat ihre Vor- und Nachteile. Welche bietet die besten Konditionen, Reichweite, Formatvielfalt? Vergleichen lohnt sich.
Preiskalkulation
Was darf Ihr Buch kosten? Berücksichtigen Sie Produktionskosten, Plattformgebühren und Ihren eigenen Anteil. Ein marktgerechter Preis schafft Vertrauen – und entscheidet oft über Kauf oder Nichtkauf.
Veröffentlichungstiming
Wann geht Ihr Buch online? Feiertage, Ferienzeiten oder literarische Events (z. B. Buchmessen) können die Sichtbarkeit beeinflussen. Planen Sie mit Weitblick – und Vorlaufzeit.
9. Marketing & Sichtbarkeit – damit Ihr Buch gefunden wird
Ein gutes Buch verdient Leser:innen – aber damit es gefunden wird, braucht es gezielte Aufmerksamkeit. Im Selfpublishing übernehmen Sie selbst das Marketing.
Zielgruppe & Botschaft
Wen wollen Sie erreichen? Und was macht Ihr Buch besonders? Je klarer Sie das definieren, desto besser können Sie Ihre Kommunikation ausrichten – ob online oder offline.
Starke Buchcover nutzen
Das Cover ist oft der erste (und manchmal einzige) Eindruck. Achten Sie auf Genretypik, klare Gestaltung und Lesbarkeit auch im Kleinformat – gerade in Online-Shops.
Klappentext & Metadaten als Verkaufsbooster
Suchbegriffe, Beschreibung, Tonalität – all das beeinflusst die Auffindbarkeit und Kaufentscheidung. Nehmen Sie sich hier Zeit für Feinjustierungen.
Online-Präsenz & Community
Eine Autor:innen-Website, ein Instagram-Kanal oder ein Newsletter – suchen Sie sich aus, was zu Ihnen passt. Sichtbarkeit wächst mit Kontinuität und echter Verbindung.
Rezensionen & Buchblogger:innen
Fragen Sie gezielt nach Rezensionsexemplaren – z. B. bei Blogger:innen oder Leserunden auf Plattformen wie LovelyBooks. Authentisches Feedback ist wertvoll – auch zur Optimierung.
Fazit – Sie sind bereit
Ein Buch zu schreiben ist eine Leistung. Ein Buch professionell zu veröffentlichen ist eine Meisterleistung – und ein Projekt, das über die letzte Seite hinaus weiterlebt. Mit dieser Checkliste haben Sie alle wichtigen Schritte im Blick: vom Feinschliff im Manuskript bis zur Sichtbarkeit nach dem Launch.
Und denken Sie daran: Auch wenn Selfpublishing viele Freiheiten bietet – es ist keine Einbahnstraße. Holen Sie sich Unterstützung, wo es sinnvoll ist. Ob Lektorat, Buchsatz oder Marketingstrategie – Sie müssen nicht alles allein machen. Ich begleite Sie gern.
Herzliche Grüße
Mila Hua
Lektorin & Textcoachin aus Berlin
Lektorat & Textservice
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